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Finsternis, Davide Enia

TD Berlin, Deutschland

„Wenn du vor dir drei Leute hast, die ertrinken, und fünf Meter weiter geht eine Mutter mit ihrem Kind unter, was machst du dann? Wo gehst du hin? Was sollst du tun? Wen rettest du zuerst, wenn sie alle gleichzeitig absaufen?“

Davide Enia beschreibt in seinem Roman „Schiffbruch vor Lampedusa“ multi-perspektivisch die Geschehnisse auf der italienischen Mittelmeerinsel, die seit über 20 Jahren, spätestens aber seit dem tragischen Schiffsunglück vom 3. Oktober 2015, zum Sinnbild für die Krise der Seenotrettung an den europäischen Außengrenzen und damit auch zum Schicksalsort für Geflüchtete, RetterInnen, HelferInnen sowie für die dort lebenden Menschen geworden ist.

Die theatrale Bearbeitung der Romanvorlage unternimmt den Versuch, diese Perspektiven in ihrer ganz konkreten Individualität sichtbar und erfahrbar machen. Es ist eine der besonderen Leistungen von Enias Text, dass er die unterschiedlichen menschlichen Schicksale und Erfahrungen gleichwertig nebeneinander stellt – seien es die der Geflüchteten, der Seenotretter oder die des Autors und seiner Familie selbst.

Davide Enia gibt die Begegnungen und die Interviews, die er auf Lampedusa mit Zeugen und Beteiligten der Ereignisse geführt hat ohne den Versuch einer Verallgemeinerung oder Objektivierung wieder und spiegelt darüber hinaus die permanent fortschreitende und sich zu einem großen Teil abseits unserer Wahrnehmung vollziehende Katastrophe an seiner eigenen Familiengeschichte. Durch diesen sehr persönlichen Zugang gelingt es dem Autor die Vorgänge im Mittelmeer als das zu erzählen, was sie abseits aller politischer Debatten um Asyl und Zuwanderung eben auch sind: Geschichten individueller Katastrophen, Erfahrungen von Niederlagen, Hoffnung und Verlust.

RBB Info - Radiokritik
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Enias Berichte dokumentieren die Geschehnisse nicht aus einer Perspektive, die sie als "Krise der Anderen", der vermeintlich "Unsichtbaren" zu lesen versucht, sondern vor allem auch als eine der europäischen Gesellschaften. Wie der Krebs, der Davides Onkel langsam von innen zerfrisst, höhlt auch das Nichtstun und das mitunter bewusste Unterlassen von Hilfeleistung allmählich das europäische Selbstverständnis als selbsternannte Vorreiter von Humanität und Menschenrechten aus, wie eine Krankheit, die das Zusammenleben tiefgreifender bedroht als jede Migration es jemals könnte.

 

Mit dem Projekt möchten wir einen Beitrag leisten, die SeenotretterInnen im Mittelmeer bei ihrer mutigen und unverzichtbaren Arbeit zu unterstützen. Einen bedeutenden Teil unserer Einnahmen wollen wir deshalb an die Organisation Sea-Watch e.V. spenden.

 

Mit: Alexander Finkenwirth

Inszenierung: Andreas Merz Raykov

Ein Projekt zur Unterstützung von Sea-Watch e.V.

Spendenkonto:

Kontoinhaber: Sea-Watch e.V.
IBAN: DE77 1002 0500 0002 0222 88
BIC: BFSWD33BER
Verwendungszweck: Soli-Event FINSTERNIS

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gefördert durch:

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